Gnade

Text und Bild von Dotti am 18. August 2023

Wer kennt sie nicht, die Tage, wo man sich kurz nach dem Wachwerden schon gefragt hat, warum man überhaupt aufgestanden ist?
Die Kaffeemaschine läuft aus, der Toast brennt an, ich hab einen Schrank voll nichts anzuziehen, der Bus kommt zu spät, es regnet mir in die Schuhe rein, mich nerven die Kunden, die Kollegen, meine Familie… und vermutlich nerve ich mich selbst am meisten. Innerhalb kürzester Zeit hab ich mich mit so ziemlich jedem in meinem Umfeld verkracht und lande dann heulend zuhause. Solche Tage gibt es, auch wenn ich sagen muss, dass sie selten geworden sind.
Neulich war wieder so ein schlimmer Tag und ich brauchte danach ein paar Anrufe und Entschuldigungen, um die Wogen zu glätten. Die Wogen in mir bekam ich aber nicht mehr so schnell wieder runter, denn ich fand mich unausstehlich und war erschrocken über mein Verhalten. Meine Freundin, die mich schon ziemlich lange und sehr genau kennt schrieb mir dann abends noch: „Sei gnädig zu dir, morgen ist ein neuer Tag.“ Das sind so Schlüsselworte, die ich dann brauche, denn da wo andere Menschen, ja sogar Gott schon lange vergeben und vergessen haben, klage ich mich selbst immer noch an. Zwei Dinge sind mir in diesen Momenten wichtig geworden: 1. Ich darf zu mir selbst genauso barmherzig sein, wie ich zu anderen bin und 2. Gottes Barmherzigkeit geht jeden Tag neu über mir auf, das steht in Psalm 103,11.
So gebe ich dann dem nächsten Tag die Chance besser zu werden und das wird er dann auch.

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