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Autor: Dotti

Gar nichts erlebt

Gar nichts erlebt

Text und Illustration von Dotti am 28.November 2025

„Gar nichts erlebt, auch schön“, schrieb Wolfgang Amadeus Mozart am 13.06.1770 in sein Tagebuch. Ich habe mich gefragt, warum man unbedingt einen ereignislosen Tag für die Nachwelt festhalten muss. Vermutlich wusste Mozart nicht, dass seine Kunst dazu führen würde, dass man sich über 250 Jahre später noch seine Tagebücher interessiert, vielleicht war das für ihn auch besser so.
Mozart war für seinen Humor bekannt, dieser Eintrag war bestimmt ein kleiner Scherz. Aber wenn man sein kurzes Leben betrachtet und was er in 35 Jahren geschaffen hat, dann kann man davon ausgehen, dass seine Tage reichlich angefüllt waren: 21 Opern, 17 Messen, unzählige Konzerte, Serenaden, Sinfonien, dazu noch Reisen, Auftritte, Konzerte und Empfänge. Ich frage mich, wann dieser Mann überhaupt geschlafen hat?
Wenn man dieses Leben betrachtet, kann man vermuten, warum Mozart diesen kleinen Satz in sein Tagebuch geschrieben hat. Ein freier Tag war für ihn besonders und erwähnenswert.
Mir gefiel der Eintrag so sehr, dass ich ein Bild dazu gemalt habe. Mir hilft die kleine Anekdote in Mozarts Leben, denn sie erinnert mich, dass „nichts tun“ bzw. „unproduktiv sein“ nichts Schlimmes ist, sondern sein darf, gerade wenn man stark beschäftigt ist. Ich muss nicht immer leisten, ich darf auch mal Zeit vorbei streichen, die Beine, den Geist und die Seele baumeln lassen. Gerade jetzt, wo die eigentlich gar nicht so „besinnliche“ Adventszeit vor mir liegt, werden mir Pausen gut tun. Und so wird es bestimmt auch den einen oder anderen Abend geben, wo ich ich Bett liegen und „Gar nichts erlebt, auch schön!“ vor dem Einschlafen sagen werde.

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In der Welt habt ihr Angst

In der Welt habt ihr Angst

Text und Zeichnung von Dotti am 10. Oktober 2025

Es gibt Tage, da habe ich wenig Lust, Nachrichten zu schauen oder das Radio anzuschalten. Ich mache es trotzdem, weil es wenig Sinn macht, den Kopf in den Sand zu stecken und sich nicht zu informieren, was so in der Welt los ist.

Inflation, Kriege ganz dicht vor unserer Haustür, Umweltkatastrophen, Gewalt in Familien, auf der Straße, Arbeitslosigkeit. Manchmal macht mir das regelrecht Angst und lässt mich nicht einschlafen. Mein Herz wird dann in diesen Nächten dunkel und fühlt sich schwer an.

Mir helfen die Worte, die Jesus kurz nach seinem Tod den zwölf Jüngern auf den Weg gegeben hat, kurz bevor er sie diese Welt hinaus schickte (und er wusste genau, was das für eine kalte und grausame Welt war!): „Ich habe euch das alles gesagt, damit ihr in mir Frieden habt. Hier auf der Erde werdet ihr viel Schweres erleben. Aber habt Mut, denn ich habe die Welt überwunden.“ (Joh. 16, 33).

Diese einfachen Sätze machen mir jedes Mal das Herz leichter, ich merke, dass wieder Hoffnung und Licht einzieht und ich besser schlafen kann. Ich habe die Zukunft der Welt nicht in der Hand, aber ich weiß, wem ich alle meine Sorgen anvertrauen kann. Jesus war sich so sicher, dass er all das Schlimme, was noch kommen würde, bereits überwunden hatte, dass er von der Vergangenheit sprach, auf etwas, was geschafft war: „Ich habe die Welt überwunden.“ Mir gibt das Sicherheit und bin ihm so dankbar für die letzten Worte, die er in Johannes 16 gesprochen hat. Und gerade in dieser Zeit sind sie aktueller denn je.

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Es geht nichts verloren

Es geht nichts verloren

Text und Foto von Dotti am 22. August 2025

Ich arbeite in einem großen, christlichen Werk, wo „Schlüssel“ ein wirklich großes Thema sind. Wir haben viele Räume und dazu gehörige Türen. Meine Aufgabe ist es unter anderem, Schlüssel leihweise oder dauerhaft auszugeben und dafür zu sorgen, dass sie später wieder an ihren Platz zurückkehren. Nicht jeder Schlüssel hat einen Ersatzschlüssel und gerade diese sind besonders wertvoll.

Ab und zu geht einer verloren. So auch vor zwei Jahren (da war ich noch nicht mal dort angestellt), als einem Gast der Schlüssel seines Gästehauszimmers aus der Tasche fiel. Einige Tage wurde das Gelände durchkämmt und jeder Stein umgedreht. Der Schlüssel blieb verschwunden.

Letzte Woche kam das Kind eines Mitarbeiters mit einem verschmutzen Schlüssel in der Hand an die Rezeption, den es beim Spielen in einem Blumenbeet gefunden hatte. Es war tatsächlich der so lange vermisste Gästehausschlüssel. Das Erstaunen war groß, zumal wir nach einer sehr gründlichen Reinigung feststellten, dass er noch tadellos funktionierte. Jetzt hängt er wieder an seinem alten Platz.

Mich erinnert diese Geschichte an die Gleichnisse über verlorene Gegenstände im Lukasevangelium. Nicht nur bezogen darauf, dass ich, wenn mir etwas wirklich Kostbares verloren geht, das Beten anfange (nicht selten werden diese Gebete erhört), sondern auch, wenn es mich persönlich betrifft. Ich habe mich in meinem Leben schon öfters sprichwörtlich „lost“ gefühlt, einsam und allein. Jedes Mal hat mich Jesus wieder gefunden. Durch ein Lied, eine Begegnung, ein Sonnenstrahl oder auch einfach durch sein tröstendes Wort: „Der Menschensohn ist gekommen, Verlorene zu suchen und zu retten.“ (Lukas 19,10). Das war vor über 2000 Jahren so und ist es heute noch.

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Wertvoll

Wertvoll

Text und Illustration von Dotti am 04. Juli 2025

Wer kennt es nicht: man setzt sich an seinen Schreib- oder Maltisch, geht in den Hobbykeller oder in die Küche und hat Lust für jemand etwas Gutes, Schönes und Kreatives zu erschaffen. Im Laufe des Gestaltungsprozesses schleichen sich Fehler ein, es wird vielleicht alles etwas krumm und schief, man verschmiert Farbe, der Kuchen bleibt eine Minute zu lang im Ofen oder das zu reparierende Spielzeug ist am Ende kaputter als zuvor. Ich erlebe das seit ich male immer wieder, aber nicht nur da, ich hab schon manches Mal ein Essen versalzen oder Nägel so in die Wand geschlagen, dass nichts dran hängen bleiben wollte.
Bei diesem Bild war es ähnlich. Richtig zufrieden war ich damit nicht, dabei habe ich lange daran gesessen und probiert, es noch zu retten. Im Grunde passen die Proportionen nicht, keine Blume sieht so aus und wenn würde man sie mit Sicherheit nicht pflücken. Ich habe es trotzdem verschenkt, weil ich so viel Zeit reingesteckt und die Aussage für eine bestimme Person auf dem Herzen hatte. Als ich das Bild etwas verschämt überreichte, hatte die Beschenkte Tränen in den Augen. Da hab ich gelernt, dass es bei dem, was ich mache, nicht um mich geht. Natürlich gebe ich mein Bestes, aber es muss mir nicht gefallen, sondern dem anderen. Oft zählt die Geste und dass man an jemand gedacht hat mehr als der eigentliche Wert und das hat mich entspannt gemacht.

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