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Autor: Dotti

Es geht nichts verloren

Es geht nichts verloren

Text und Foto von Dotti am 22. August 2025

Ich arbeite in einem großen, christlichen Werk, wo „Schlüssel“ ein wirklich großes Thema sind. Wir haben viele Räume und dazu gehörige Türen. Meine Aufgabe ist es unter anderem, Schlüssel leihweise oder dauerhaft auszugeben und dafür zu sorgen, dass sie später wieder an ihren Platz zurückkehren. Nicht jeder Schlüssel hat einen Ersatzschlüssel und gerade diese sind besonders wertvoll.

Ab und zu geht einer verloren. So auch vor zwei Jahren (da war ich noch nicht mal dort angestellt), als einem Gast der Schlüssel seines Gästehauszimmers aus der Tasche fiel. Einige Tage wurde das Gelände durchkämmt und jeder Stein umgedreht. Der Schlüssel blieb verschwunden.

Letzte Woche kam das Kind eines Mitarbeiters mit einem verschmutzen Schlüssel in der Hand an die Rezeption, den es beim Spielen in einem Blumenbeet gefunden hatte. Es war tatsächlich der so lange vermisste Gästehausschlüssel. Das Erstaunen war groß, zumal wir nach einer sehr gründlichen Reinigung feststellten, dass er noch tadellos funktionierte. Jetzt hängt er wieder an seinem alten Platz.

Mich erinnert diese Geschichte an die Gleichnisse über verlorene Gegenstände im Lukasevangelium. Nicht nur bezogen darauf, dass ich, wenn mir etwas wirklich Kostbares verloren geht, das Beten anfange (nicht selten werden diese Gebete erhört), sondern auch, wenn es mich persönlich betrifft. Ich habe mich in meinem Leben schon öfters sprichwörtlich „lost“ gefühlt, einsam und allein. Jedes Mal hat mich Jesus wieder gefunden. Durch ein Lied, eine Begegnung, ein Sonnenstrahl oder auch einfach durch sein tröstendes Wort: „Der Menschensohn ist gekommen, Verlorene zu suchen und zu retten.“ (Lukas 19,10). Das war vor über 2000 Jahren so und ist es heute noch.

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Wertvoll

Wertvoll

Text und Illustration von Dotti am 04. Juli 2025

Wer kennt es nicht: man setzt sich an seinen Schreib- oder Maltisch, geht in den Hobbykeller oder in die Küche und hat Lust für jemand etwas Gutes, Schönes und Kreatives zu erschaffen. Im Laufe des Gestaltungsprozesses schleichen sich Fehler ein, es wird vielleicht alles etwas krumm und schief, man verschmiert Farbe, der Kuchen bleibt eine Minute zu lang im Ofen oder das zu reparierende Spielzeug ist am Ende kaputter als zuvor. Ich erlebe das seit ich male immer wieder, aber nicht nur da, ich hab schon manches Mal ein Essen versalzen oder Nägel so in die Wand geschlagen, dass nichts dran hängen bleiben wollte.
Bei diesem Bild war es ähnlich. Richtig zufrieden war ich damit nicht, dabei habe ich lange daran gesessen und probiert, es noch zu retten. Im Grunde passen die Proportionen nicht, keine Blume sieht so aus und wenn würde man sie mit Sicherheit nicht pflücken. Ich habe es trotzdem verschenkt, weil ich so viel Zeit reingesteckt und die Aussage für eine bestimme Person auf dem Herzen hatte. Als ich das Bild etwas verschämt überreichte, hatte die Beschenkte Tränen in den Augen. Da hab ich gelernt, dass es bei dem, was ich mache, nicht um mich geht. Natürlich gebe ich mein Bestes, aber es muss mir nicht gefallen, sondern dem anderen. Oft zählt die Geste und dass man an jemand gedacht hat mehr als der eigentliche Wert und das hat mich entspannt gemacht.

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Warten auf?!

Warten auf?!

Text und Illustration von Dotti am 16. Mai 2025

Im November habe ich angefangen, meine Habseligkeiten zu packen und bin 2 Monate später in eine 200 km weit entfernten Stadt gezogen. Seit diesem Zeitpunkt habe ich nicht mehr gemalt, 6 Monate – das ist die längste Pause, die ich mir je vom Malen genommen habe. Momentan stehen die Kisten mit den Malsachen in einer Ecke meiner provisorischen Zwischenstation, im Juli ziehe ich dann endgültig um. Ob ich bis dahin noch mal malen werde, weiß ich nicht, es passieren einfach zu viel neue Dinge, die meine Aufmerksamkeit erfordern, jeden Tag lerne ich mehr dazu, das erschöpft mich und so kann ich nicht kreativ sein.
Warum erzähle ich das?
Ich glaube, dass es für alles eine Zeit gibt, wie der weise König Salomo im Buch Prediger Kapitel 3 geschrieben hat. Natürlich vermisse ich das Malen, ich hätte gerne wieder Zeit und Kraft dafür, aber ich weiß, wenn diese Phase vorbei ist, wird alles wieder da sein. Gott ist immer noch der Schöpfer aller Dinge und er hat noch mehr als genug Kreativität für mich, zu seiner Zeit, nicht zu meiner. Vielleicht hast du auch ab und an das Gefühl, auf der Stelle zu treten, nicht weiter zu kommen und ich weiß, dass das frustrierend sein kann, aber lass dich dadurch nicht verunsichern. Der Moment wird kommen und du wirst ihn nicht verpassen. Davon bin ich überzeugt und das ermutigt mich, abzuwarten und mich auf das Neue zu freuen.

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Kairos Momente

Kairos Momente

Text und Illustration von Dotti am 28. März 2025

„Kairos (altgriechisch Καιρός Kairós, deutsch ‚das rechte Maß, die gute Gelegenheit‘) ist ein Begriff für den günstigen Zeitpunkt einer Entscheidung dessen ungenutztes Verstreichen nachteilig sein könnte. […]. Im Neuen Testament bedeutet Kairos „die festgesetzte Zeit im Plan Gottes“, die Zeit, in der Gott handelt.“ Quelle: Wikipedia
Was wäre wohl passiert, wenn Mose damals nach dem Auszug aus Ägypten (nachzulesen in 2. Mose 14) den Moment verpasst hätte, mit dem Stab auf das rote Meer einzuschlagen? Vermutlich wäre vom dem Volk Israel nicht viel übrig geblieben. Würde es das heutige Jerusalem geben, wenn der Schafhirte David nicht den Mut gehabt hätte, sich dem Riesen Goliath entgegen zu stellen (1. Samuel 17)? Hätte sich das Evangelium in der Welt so verbreiten können, wenn sich die Apostel nicht aufgemacht hätten, Jerusalem zu verlassen?
„Was wäre, wenn nicht…“ daran denke ich in letzter Zeit häufig, wenn ich über das vergangene Jahr nachdenke. Wenn mir vor 12 Monaten jemand erzählt hätte, ich würde heute 2 Stunden entfernt von meinem damaligen Wohnort an einem neuen Arbeitsplatz sein und in einer fremden Wohnung diese Zeilen schreiben, hätte ich laut gelacht. Nie hätte ich das gedacht Aber im Prinzip ist dieser Weg, den ich eingeschlagen habe, nichts weiter als die Abfolge eines „Kairos“ Momentes nach dem anderen. Vieles war mit Fragen und Beten verbunden, aber es endete immer in dem einen Augenblick, wo ich nach vorne sah und eine Entscheidung traf.
Ich bin so dankbar für Gottes Führung und für den Mut, immer wieder stehen zu bleiben und auf den nächsten Moment zu warten.Und ich bin gespannt, wie es weiter geht.

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