Autor: Dotti

Wasser in der Wüste

Wasser in der Wüste

Text und Bild von Dotti am 21. Oktober 2022

Neulich hörte ich den Bericht von einem jungen Mann, der davon sprach, dass er seit Jahren unter Depressionen leidet und wie er damit umgeht. Nicht nur, dass mich sein Schicksal sehr bewegte, ich fand es auch ungeheuer mutig, wie offen er davon erzählte. Ich habe daraufhin dieses Bild gemalt. Ein Mensch steht in der Wüste, Trockenheit und Dürre umgibt ihn und dann auf einmal bricht Wasser herein, überspült, erfrischt und belebt ihn. Ich denke, wir alle kennen diese Wüstenzeiten und selbst wenn es nicht gleich eine Depression sein muss, gibt es immer wieder Momente, die uns auslaugen und fordern. Eine Erfrischung in dieser Zeit kann vieles sein: eine Umarmung, ein offenes Ohr, ein unverhofftes Geschenk, ein Spaziergang, ein Therapieplatz, ein längst vergessen geglaubter Bibelvers, ein stilles Gebet oder der Blick auf ein Kreuz in einer Kirche. So hab ich es auch erlebt, das ist auch meine Geschichte aus der Depression heraus: Wasser in der Wüste.

Und das wünsche ich auch jedem, der dieses Bild sieht und gerade durch eine trockene Zeit geht.

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Die Sache mit der Grinsekatze

Die Sache mit der Grinsekatze

Text und Bild von Dotti am 02. September 2022

Seit einigen Jahren schon schicke ich meinen Eltern jede Woche eine Postkarte nach Hause, obwohl wir uns regelmäßig sehen. Es ist einfach eine kleine, alltägliche Aufmerksamkeit. Seit mein Vater verstorben ist, bekommt nun meine Mutter die Karten, oft selbstgemacht mit Bibelversen, schönen Sinnsprüchen und kleinen Kunstwerken. Neulich packte mich der Schalk im Nacken und ich malte ihr eine kleine Grinsekatze, steckte sie in den Umschlag und klebte eine Briefmarke drauf. Zwei Tage später kam ein Anruf: „Das ist die schönste Karte, die ich je von dir bekommen habe.“ Im ersten Moment war ich ein wenig angefasst, denn was war mit all den wohldurchdachten Karten, den Kunstwerken, die Bildern und den wichtigen Versen? Ich hatte mich doch so bemüht, „wertvolle“ Inhalte weiterzugeben.

Aber dann hab ich gemerkt, dass das, was ich male, verschenke und weitergebe in erster Linie nicht mir gefallen oder meinen Ansprüchen gerecht werden muss, sondern allein demjenigen, der es bekommt. Oftmals zählt auch nur die Geste: „Du hast mich gesehen!“, „Ich bin dir wichtig!“
Seit diesem kleinen Erlebnis mit meiner Mutter, über das ich heute schmunzeln kann, bin ich entspannter geworden und weniger selbstkritisch. Ich lerne immer mehr, dass der Gedanke zählt und dass dieser eine Gedanke beim anderen ankommt… und wenn es nur eine kleine Grinsekatze ist.

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Du bist ein Gott, der mich sieht

Du bist ein Gott, der mich sieht

Text und Bild von Dotti am 15. Juli 2022

Neulich vor dem Gottesdienst kam jemand auf mich zu und sagte „Ich hab gestern für dich gebetet und dabei kam mir ein Satz aus dem 1. Buch Mose in den Sinn: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“ Das ist nicht besonders viel, aber ich wollte es dir gern erzählen.“

Mich hat diese Begegnung sehr bewegt. Zum einen, weil ich mal wieder gemerkt habe, dass Menschen für mich beten, von denen ich nichts weiß. Da ich an die Kraft des Gebets glaube, bin ich überzeugt, dass diese Gebete mein Leben und meinen Alltag beeinflussen und mir helfen. Zum anderen hat mich dieser eine kleine Satz zu Tränen gerührt, weil er mich daran erinnert hat, dass ich anderen wichtig bin. Und zwar nicht nur anderen Menschen, sondern auch Gott.

Ich habe das kleine Mädchen mit der Lumpenpuppe in der Hand schon oft gemalt. Ich liebe das kleine Mädchen. Es ist schmutzig, zerschlissen und allein. Gott ist das egal, er liebt dieses Kind so wie es ist und kümmert sich.

Vielleicht bin ich äußerlich nicht zerlumpt und allein bin ich auch nicht, aber manchmal fühlt es sich innerlich doch so an.

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Im Nebel

Im Nebel

Text und Bild von Dotti am 27. Mai 2022

Ich glaube, jeder von uns ist schon mal unverhofft in eine Nebelwand geraten, ob beim Wandern im Gebirge oder abends auf der Autobahn. Eben noch hatte man freie Sicht auf den nächsten Schritt und auf einmal irren die Augen hilflos umher und man tastet sich langsam vorwärts. Wie groß die Erleichterung dann ist, wenn man durch den Nebel wieder in die klare Sicht kommt.

In den letzten Jahren ist es mir manchmal auch innerlich so ergangen: alles lief rund, ich hatte Pläne, Ziele und Aufgaben und „schwupp“… auf plötzlich legten sich mir Steine in den Weg, Türen gingen zu und ich verlor meine Orientierung. Das hat mir manchmal richtig Angst gemacht.

Seitdem ich mit Gott unterwegs bin, sind diese Nebelzeiten einfacher geworden, auch wenn sie nicht ausgeblieben sind. Ich habe gelernt, dass wenn meine Pläne sich ändern, kurz inne zu halten und Gott zu fragen, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin und ihn zu bitten, mir Türen aufzumachen und die Sicht wiederzugeben. Manchmal bleibe ich stehen, manchmal reduziere ich einfach nur mein Tempo oder muss ein Stück zurück, aber irgendwann lichtet sich dann der Nebel und es geht weiter.

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