Autor: Dotti

Heimkehr

Heimkehr

Geschrieben von Dotti am 24. September 2021

„Alles hat seine Zeit, alles auf dieser Welt hat seine ihm gesetzte Frist.“ (Prediger 3,1).
Diese Woche war in der Stadt und hab mich mit einer Freundin getroffen, die ich über ein Jahr nicht mehr gesehen habe. Wir haben uns umarmt, sind durch die Fußgängerzone geschlendert und haben uns in ein Café gesetzt. Auf dem Weg nach Hause fiel mir ein Bild ein, was ich letztes Jahr im zweiten Lockdown gemalt habe. Es heißt „Homecoming“ („Heimkehr“) und es ist ein Ausblick auf etwas, was ich während der Pandemie am meisten vermisst habe: Gemeinschaft und Umarmungen.
Neun Monate später darf ich wieder Menschen treffen und umarmen.
Ich bin so unendlich dankbar für die vielen kleine Schritte, die wir diesen Sommer schon wieder gehen durften und habe mir vorgenommen, dieses Gefühl der Dankbarkeit im Alltag, der langsam wieder Normalität annimmt nicht zu vergessen. Manchmal muss man etwas verlieren und wiederfinden, um seinen Wert zu schätzen.
„Weinen hat seine Zeit wie auch das Lachen. Klagen hat seine Zeit wie auch das Tanzen. Steine zerstreuen hat seine Zeit wie auch das Sammeln von Steinen. Umarmen hat seine Zeit wie auch das Loslassen. Suchen hat seine Zeit wie auch das Verlieren. Behalten hat seine Zeit wie auch das Wegwerfen.“ (Prediger 3,4-6)

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Durch dunkle Täler gehen

Durch dunkle Täler gehen

Geschrieben von Dotti am 06. August 2021

Psalm 23. Wer kennt ihn nicht?

Ich kenne ihn auswendig. Schon tausendmal gelesen, in schlaflosen Nächten gebetet, gesungen und gemalt. Und auch wenn ich diesen Psalm so lang kenne wie ich denken kann, gibt es immer wieder Momente, in denen Gott sein Licht auf einen bestimmten Vers scheinen lässt und ihn mir neu öffnet.

Vers 4: „Auch wenn ich durch das dunkle Tal des Todes gehe, fürchte ich mich nicht, denn du bist an meiner Seite. Dein Stecken und Stab schützen und trösten mich.“

Zu diesem Vers habe ich kürzlich dieses Bild gemalt, für mich bildlich dargestelltes Vertrauen: an der Hand Gott durch die Nacht zu gehen und zu wissen, dass ich mich nicht fürchten muss.

Das ist natürlich in der heutigen Zeit nicht so leicht gesagt, wo Krankheit, Einschränkungen, wirtschaftliche Sorgen und der anstrengende Alltag uns bedrohen. Wir sind mit unserer Geduld und Kraft am Limit. Und das schon lange. Für mich war die Zeit der Pandemie ein Wechselbad zwischen Sorge, Vertrauen, Angst und Hoffnung.

In dieser Zeit habe ich eine Predigt von Inka Hammond gehört, die sie zu Beginn der Pandemie im Gebetshaus Augsburg zum Thema „In Krisen aufblühen“ gehalten hat und sie hat auch über diesen Vers gesprochen. Sie sagte dazu: „David sagt in diesem Psalm nicht, dass er im finsteren Tal verweilen oder ein Zelt aufschlagen will. Er sagt, er wird durch dieses Tal an der Hand des Hirten hindurch gehen.“ Das hat mich ganz neu berührt, weil ich in Krisenzeiten sehr oft das Gefühl hab, ich komme nicht mehr raus. Ich richte mich in der Situation häuslich ein, anstatt alles dranzusetzen, hinauszutreten. Und da sind dann Hoffnungslosigkeit, Selbstmitleid, Verzweiflung und Anklage meine ständigen Gäste.

Aber nicht, wenn der gute Hirte zur Tür hereinkommt. Der bleibt nämlich nicht, der sieht sich um, fragt mich, warum ich meine Sachen noch nicht zusammengepackt hab und lässt beim Rausgehen die Tür offen. Sein Stecken und Stab bedeuten Schutz und Halt. Mir kann nichts passieren und ich kann nicht fallen. Na gut, fallen schon, aber ich steh dann halt wieder auf. Wenn das einer wusste, dann David. Er hat in seinem Leben mehr als genug Krisen durchgemacht und die wenigsten dürften nur ein oder zwei Jahre angehalten haben. Und trotzdem hat er diesen Psalm geschrieben.

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Der geheime Garten

Der geheime Garten

Geschrieben von Dotti am 18. Juni 2021

Es gibt Zeiten, da habe ich das Gefühl, dass ich nicht mein Leben lebe, sondern dass mein Leben mich „lebt“. Das sind Momente, wo ein Termin den anderen jagt, Job, Telefonate, Haushalt oder auch die Gemeinde mir über den Kopf wachsen und mich zu verschlingen drohen. Früher haben mich diese stürmischen Zeiten überwältigt, aber irgendwann hab ich in mir den geheimen Garten entdeckt. In diesem für alle anderen verborgenen Ort wandert mein Herr zwischen den Bäumen und Blumen umher und wartet auf mich. Dort begegnet mir mein himmlischer Vater und nimmt sich Zeit für mich, wann immer ich atemlos durch die Tür schlüpfe. Diese Momente sind manchmal sehr kurz, aber es reicht, um loszulassen, etwas Luft zu holen und mich wieder danach auszurichten, was mir wirklich wichtig ist: die Gemeinschaft mit meinem Schöpfer, der sein Geschöpf immer im Blick hat. Manchmal schlafe ich auch ein und der Herr hält mich in seinem Arm. So manche Träne habe ich dort geweint und mein Schmerz verschwand angesichts seiner Liebe. Ich hab in meinem Geheimen Garten schon getanzt! Es gibt die stillen Momente, in denen Gott spricht, wo es Zeit ist, auf das zu hören, was er mir zu sagen hat. Manchmal gehen wir auch nur einfach spazieren und genießen es, zusammen zu sein. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals den Geheimen Garten in demselben Zustand verlassen hätte, in dem ich ihn betreten habe.

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