Autor: Dotti

Für einen Freund

Für einen Freund

Text und Illustration von Dotti am 27. Juli 2024

Ich habe dieses Bild neulich für einen Freund gemalt, der mit einer schweren Entscheidung zu kämpfen hatte. Sein Leben hatte sich festgefahren, alles fiel ihm schwer und seine Frustration war ihm deutlich anzusehen.
Also malte ich ihm ein weit geöffnetes Fenster und einen Sonnenaufgang. Er hat sich sehr gefreut und bedankt. Hat das Bild das Problem gelöst oder etwas verändert? Vermutlich nicht und deswegen hat er sich auch nicht bedankt. Was ihn berührt hat war, dass es noch jemanden da draußen gab, dem seine Situation nicht egal war, der die Traurigkeit gesehen und darauf reagiert hat. Jemand, der sich Zeit genommen hat, für ihn zu beten und da zu sein.
Mich hat dieses Bild nicht viel gekostet, ich habe bestimmt schon kunstvollere Werke gemalt, aber es ging auch nicht darum, dass mir das Bild gefällt, sondern dem anderen.
Was ich mir für uns alle so sehr wünsche ist, dass wir füreinander da sind. Es muss ja kein Bild sein, oft reicht ein Wort, eine Umarmung, ein Anruf oder ein Gebet. Das kommt anderen belanglos vor, bedeutet aber für den anderen alles. Ich ermutige Dich und mich aufmerksam dafür sein zu sein, wo wir für diese eine Person da sein können. Wer weiß? Vielleicht komme ich auch mal an den Punkt, wo ich diesen Zuspruch brauche und dann bist Du genau zur rechten Zeit am rechten Ort?

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Wie ein Kind

Wie ein Kind

Text und Illustration von Dotti am 07. Juni 2024

„Hallo, ich sehe Sie fast jeden Morgen hier!“ Überrascht schaute ich nach unten. Ein kleines Mädchen war es, die mich kurz vorm Ausstieg im Zug ansprach. Direkt neben der Haltestelle, nicht weit von meiner Arbeit entfernt, befindet sich eine Grundschule und morgens stürmt dann öfters eine Horde Kinder durch die Abteile.
„Ich sehe dich auch fast immer,“ antwortete ich „ich arbeite hier ganz in der Nähe. Du gehst bestimmt auf die Schule hier?“. Ein paar Meter liefen wir plaudernd nebeneinander her. An der Kreuzung verabschiedeten wir uns, wünschten uns gegenseitig einen erfolgreichen Tag und ich blickte ihr noch eine Weile hinterher.
Dieses kleine Mädchen hat mich in den wenigen Minuten daran erinnert, wie sich mein himmlischer Vater die Beziehung zu mir, zu uns wünscht. Wie oft mache ich mir einen Kopf, wann und wie ich zu Gott kommen kann, ob ich ihn vielleicht langweile oder womöglich mit „falschen“ Worten oder Gedanken „auf den Geist gehe.“ Jesus sagte zu seinen Jüngern in Matthäus 19,14: „Lasst die Kinder ungehindert zu mir kommen, auch sie sind für das Himmelreich bestimmt.“
So unverblümt, neugierig und offen wie dieses kleine Mädchen neulich möchte ich auch zu meinem Vater kommen. Nicht nachdenken, einfach machen und „da“ sein. Und ich glaube, dass Gott sich genau darüber freut.

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Über Bäume und Blätter

Über Bäume und Blätter

Text und Illustration von Dotti am 19. April 2024

In meiner Wohngegend gibt es eine Straße, durch die ich ab und an gehe. Das Viertel hat schon bessere Zeiten gesehen. Die Häuser sind alt und verwohnt, zum Teil sind Fenster vernagelt und Gärten verwildert. Vor einem dieser verfallenen Gebäude steht ein alter Baum, dem irgendwann jemand sehr lieblos die Baumkrone abgeschnitten hat, vermutlich um etwas mehr Licht ins Haus zu lassen, inzwischen ist es aber verlassen. Dieser etwa zwei Meter hohe Baumstumpf scheint mehr grau als braun, aber steht immer noch da, unbeachtet, vergessen und trotzt Wind und Wetter. Als ich neulich wieder vorbeikam, sah ich, wie überall aus dem Stumpf kleine Blätter wuchsen, man musste schon sehr nah vorbei gehen, um sie wahr zu nehmen, so winzig waren sie.

Das hat mein Herz berührt. Dieser vergessene, trockene Baum treibt tatsächlich wieder aus.

Das erinnert mich an so manchen Moment in meinem Leben, wo ich aufgeben wollte, die Hoffnung verloren schien und ich mich fragte, was man noch mit mir anfangen könnte, so zerstört und verlassen fühlte ich mich. Jedes Mal, wenn ich diese Zeiten durchmachte, begegneten mir Menschen, Freunde, manchmal Fremde, vielleicht auch Engel oder Gott selbst durch ein ermutigendes Wort, ein Lächeln, eine Ermutigung oder Erinnerung. Das hat mich immer aufstehen und weiter machen lassen. Inzwischen trägt der Baum meines Lebens Früchte und steht fest verwurzelt. Aber vergessen, habe diese anderen Zeiten nicht und falls du dich gerade eher wie ein Baumstumpf als ein Baum fühlst, dann hoffe ich, dass dich dieses Bild ermutigt.

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Hoffnung

Hoffnung

Text und Illustration von Dotti am 01. März 2024

Ich hätte dieses Bild von dem verzweifelten Menschen an der Mauer nicht malen können, wenn ich nicht selbst erlebt hätte, wie es ist, in einer scheinbar unlösbaren Situation zu sein. Ich bin im Laufe meines Lebens durch Depression, Einsamkeit, Krisen, Krankheit und Leid gegangen und so oft, wenn ich dachte, es gäbe keine Lösung und keine Hilfe für mich, tat sich eine Tür auf oder jemand half mir wieder hoch. Diese Erfahrungen haben meinen Glauben an Gott und sein Vertrauen in seiner Hilfe sehr geprägt und ich habe gelernt, an Hoffnung zu glauben. Zum einen weil Gott das in seinem Wort vor sehr langer Zeit gesagt und nicht zurück genommen hat, zum anderen, weil ich es immer und immer wieder erlebt habe.

Falls du dich gerade in diesem Bild wiederfindest, falls du momentan vor so einer Mauer sitzt und nicht mehr weiter weißt, möchte ich dich ermutigen, die Hoffnung nicht aufzugeben, weil es einen Gott gibt, der Frieden und Zukunft für dich hat.

„Denn ich weiß ja, was ich mit euch vorhabe, spricht Gott. „Ich habe Frieden für euch im Sinn und kein Unheil. Ich werde euch Zukunft und Hoffnung schenken.“ (Jeremia 29,11)

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