Monat: Mai 2022

Im Nebel

Im Nebel

Text und Bild von Dotti am 27. Mai 2022

Ich glaube, jeder von uns ist schon mal unverhofft in eine Nebelwand geraten, ob beim Wandern im Gebirge oder abends auf der Autobahn. Eben noch hatte man freie Sicht auf den nächsten Schritt und auf einmal irren die Augen hilflos umher und man tastet sich langsam vorwärts. Wie groß die Erleichterung dann ist, wenn man durch den Nebel wieder in die klare Sicht kommt.

In den letzten Jahren ist es mir manchmal auch innerlich so ergangen: alles lief rund, ich hatte Pläne, Ziele und Aufgaben und „schwupp“… auf plötzlich legten sich mir Steine in den Weg, Türen gingen zu und ich verlor meine Orientierung. Das hat mir manchmal richtig Angst gemacht.

Seitdem ich mit Gott unterwegs bin, sind diese Nebelzeiten einfacher geworden, auch wenn sie nicht ausgeblieben sind. Ich habe gelernt, dass wenn meine Pläne sich ändern, kurz inne zu halten und Gott zu fragen, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin und ihn zu bitten, mir Türen aufzumachen und die Sicht wiederzugeben. Manchmal bleibe ich stehen, manchmal reduziere ich einfach nur mein Tempo oder muss ein Stück zurück, aber irgendwann lichtet sich dann der Nebel und es geht weiter.

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Auf die Plätze!

Auf die Plätze!

Gedicht und Vortrag und Foto von Danny  am 20. Mai 2022

Kennen wir nicht alle dieses Gefühl, dass es Zeit wird, wieder durchzustarten, aber Sorgen halten uns zurück? Und sind die vielen Sorgen nicht manchmal schon zu einer willkommenen Ausrede geworden, uns den Herausforderungen nicht mehr stellen zu müssen?

Die folgende Geschichte erzählt von solchen Bedenkenträgern.

„Auf die Plätze!…“

Alle waren bereit für den Lauf. Durchstarten. Alles geben. Gewinnen.

„Halt!“, ertönt es von der Seite. Erstaunte Blicke trafen eine ernste Miene. „Sicherheit zuerst! Sind auch alle Schuhe zu?“ Hastig kontrollieren die Kinder ihre Treter. Der junge Trainer guckt verlegen zu dem älteren Kollegen. Er hat ja Recht. Sicherheit geht vor. Kein Kind hatte offene Schuhe. Aber besser einmal mehr als zu wenig kontrollieren, oder?

„Auf die Plätze! Fertig!…“

Freude auf den Gesichtern der Kinder. Sie wollen laufen. Alles geben.

„Moment!“ Die Freude gefriert. Hoffentlich hält sie an. „Gehen wir einmal alles durch! Die Sonne scheint. Tragen alle eine Kopfbedeckung?“ „Der Weg führt durch den Schatten“, ruft der junge Trainer dem Kollegen zu. Der zieht eine Augenbraue hoch, als wisse der junge Trainer nichts über die Hartnäckigkeit von Sonnenlicht. Die Kinder aber halten alle ihre Mützen hoch oder zeigen auf den Mützenschirm.

„Können wir dann?“, fragt der junge Trainer. „Sind denn auch alle eingecremt?“ Die Gegenfrage klingt wie eine sich senkende Bahnschranke. „Zwei Mal!“, antworten die Kinder. Der alte Trainer ist nicht zufrieden. Plötzlich ruft das erste Kind, dass ihm langweilig sei. Sein Freund brummt mit.

Der junge Trainer wird unruhig. Der Alte fragt: „Und ist die Strecke ordentlich abgesichert?“ „Wir laufen dieselbe Strecke durch den Wald, die wir im Training immer laufen.“ „Durch den Wald?“, kommt es empört zurück. Die Kinder ahnen schon, worauf das hinausläuft. Mal wieder nur Training in der Halle. Sicherheit geht vor. Dem kommen alle nach. Schon dreht sich der alte Trainer um und winkt den Kindern zu, ihm zu folgen.

„Auf die Plätze!…“ Alle drehen sich um zum jungen Trainer.

„Fertig!“ Sie sehen es in seinen Augen und machen sich bereit! „Was tust du denn?“, ruft der Alte. „Die Sicherheit hinter uns lassen!“ ruft der Trainer. Dann klatscht er. „Los!“

„Ich will vergessen, was hinter mir liegt, und schaue nur noch auf das Ziel vor mir. Mit aller Kraft laufe ich darauf zu, um den Siegespreis zu gewinnen, das Leben in Gottes Herrlichkeit.“ (Philipper 3,13b)

„Passt auf, dass ihr euch [nicht] durch die Sorgen des Alltags vom Ziel ablenken lasst!“ (Lukas 21,34)

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Ohne Augen hört man besser

Ohne Augen hört man besser

Text und Bild von Birthe am 13. Mai 2022

Es ist 20:30 Uhr. Ich sitze im Bett. Mein Mann ist beim Fussballtraining und ich allein mit den Kids Zuhause.

Viel Zeit für mich gab es heute nicht. Umso mehr genieß ich jetzt die Ruhe für mich. Ich brauche diese Zeit. Zeit in der es nur um meine Bedürfnisse geht.

Ich lausche. Höre etwas aus dem Kinderzimmer. Offensichtlich schläft unser Ältester doch noch nicht.

Ich gehe etwas genervt rüber und sehe schon vom Flur aus, dass er das Licht angemacht hat.

„Warum grade heute?“ frage ich mich.

Ich öffne die Tür und mein Blick wandert zielgerade auf den bemalten Tisch und den Boden.

„Warum hast du das gemacht? Du weißt doch ganz genau, dass du das nicht darfst!“ sprudelt es aus mir heraus. Die Frustration und Verurteilung in meiner Stimme sind nicht zu überhören.

Er schaut mich an, sieht den Stress in meinen Augen und den Ärger in meiner aufgebauten Haltung.

Er ist ruhig. Sitzt einfach da, auf dem Rande seines Bettes. Ich wende den Blick ab. Ab von dem entstandenen Chaos, ab von dem, was mich ärgert, hin zu meinem Kind und lausche erneut.

„Tut mir leid, Mama.“ Er flüstert fast. „Ich brauche dich.“

Er braucht mich. Versteckt war dieser Satz in den vielen Bitten um Wasser, Musik, Gebet und dem wiederholten Zudecken im Vorfeld. Versteckt in dem aus Frust und Sehnsucht bemalten Tisch. Erst hörbar als ich meine Augen schloss, um meine Bedürfnisse zu vergessen und anfing ihm zuzuhören.

Wie gut, dass ich weiß, dass Gott nicht so lange braucht, um unsere versteckten Bedürfnisse zu erkennen. Wie gut, dass er uns oft schon zwei Schritte voraus ist und er unser Herz liest wie ein offenes Buch. Gut, dass er uns besser kennt als wir uns selber. Gut, dass seine Ohren immer offen sind und er sich nicht ablenken lässt. Für ihn gibt es nichts wichtigeres als dein Leben.

Gut, dass ich als Mutter von IHM lernen darf und er mich wachsen lässt.  

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Radfahren mit Demut

Radfahren mit Demut

Text und Video von Ute am 06. Mai 2022

Dynamisch Fahrrad zu fahren ist mein Ding, und auf überraschende Weise bekomme ich dabei auch die Möglichkeit, mich selbst besser kennenzulernen.
Denn es gibt diese speziellen Tage, da bin ich knapp dran mit der Zeit und beeile mich nicht zu spät anzukommen.
Schon nach kurzer Zeit auf dem Rad kann es mir dann passieren, dass ich in eine gereizte Stimmung gerate und auf die Fahrweise oder das Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer genervt reagiere.
Und danke Jesus, so ein Verhalten fällt mir dann aber auch selber auf, und dafür bin ich Gott wirklich so dankbar.
Und so darf ich mich beim Fahren sofort entscheiden, will ich als gereizter Rüpel weiterradeln und dadurch mir selber und meinen Mitmenschen das Leben schwer machen, oder will ich beten, mein falsches Verhalten Gott bekennen und Ihn um Hilfe bitten. Durch seine Gnade kann ich mein Verhalten umgehend verändern, und mit neuer Freude radele ich weiter und reagiere sogar geduldig auf meine Mitmenschen. Kennst du den Grund warum Gott mit uns Menschen so viel Geduld hat?
“Erkennt doch: Der Herr bringt euch so viel Geduld entgegen, damit ihr gerettet werdet!” 2. Petrus 3. 15a

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