Autor: Birthe

Art Project

Art Project

Text und Bild von Birthe am 19. August 2022

Ich habe letzte Woche unser Schlafzimmer umgestellt, weil mir der Blick auf unser Schreibtischfront zu unromantisch war. Die Arbeitsbereiche verschwanden hinter einer Regalecke und es war endlich Platz für diesen einen großen Spiegel. Dieser Spiegel hat eine Geschichte. Eine besondere Geschichte.

Kurz nach einer harten Trennung fiel ich in eine Krise. Ich fühlte mich von Gott verraten und stellte ihn und meinen Wert infrage. In dieser Zeit fragte ich mich und andere oft: „Was stimmt nicht mit mir? Wer bin ich eigentlich?“ Die häufigste Antwort, die ich auf diese Frage bekam, war: „Birthe, mit dir ist doch alles super, du bist eine tolle, hübsche Frau.“

Natürlich hatten sie damit nicht ganz Unrecht und trotzdem befriedigten diese Worte mich nicht. Und dann war da dieser eine Tag und diese zwei Herzensmenschen. Mit der einen Freundin ging ich spazieren, als der andere Freund mir endlich die Antwort gab, die ich so sehr brauchte.

„Birthe, du bist einer der tollsten Menschen in meinem Leben und ich will dich nicht missen, doch du versteckst einen Teil von dir. Du versteckst die Frau in dir, deine Weiblichkeit.“ Die Worte taten weh und gleichzeitig waren sie so wunderbar ehrlich und heilsam.

Und mein Himmelspapa? Er war da. In genau diesem Moment. Er hatte ihn geplant. Die ersehnte, schmerzhafte Antwort des einen Herzensmenschen und die Herzensfreundin, die diese Worte auffing und in Hoffnung umwandelte: „Alles klar, Birthe, das hat weh getan. Aber hey, wir finden die Frau in dir zusammen und bringen sie zum Vorschein.“

Und Gott hielt sein Wort. Zusammen mit seinen zwei Superhelfern und noch vielen weiteren wunderbaren Menschen, ließ er mich erkennen, was für ein wunderbares Kunstwerk ich bin und wie viel weibliche Schönheit er in mich hineingelegt hat. Ich fing an all diesen Wert aufzuschreiben. Nicht auf Papier, sondern auf den Rahmen des Spiegels. Und Gottes Kunstwerk ist nicht fertig. Immer wieder entdecke ich neue Facetten an mir und darf sie dazuschreiben.

Ich bin ein Kunstprojekt des größten Künstlers! Und du?

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Lichter in der Dunkelheit

Lichter in der Dunkelheit

Text und Bild von Birthe am 01. Juli 2022

Anfang der Woche habe ich mich mit einigen Freunden aus meiner Gemeinde getroffen. Im Verlauf des Abends haben wir über unsere Erfahrungen mit unserer Stadt gesprochen. Jeder von uns teilte ähnliche Erlebnisse. Ähnliche Erlebnisse wie ich. Wie ich, die nach ihrem Umzug hierher in ein Loch fiel. Anfangs habe ich es als Heimweh abgetan. Aber es war mehr. Ich fühlte mich entmutigt, klein, schwach und depressiv. Als ich die Stadt dann für längere Zeit verließ, um in meiner alten Heimat Urlaub zu machen, passierte etwas Erstaunliches. Der ganze gesammelte Ballast viel mit einem Mal von mir ab. Heute ist mir, wie auch meinen Gemeindefreunden klar: Diese Stadt ist gekleidet in eine dunkle Atmosphäre. Hier ist es Nacht, egal ob es hell ist oder dunkel. Und wenn man nicht aufpasst, verliert man sich in dieser Dunkelheit. Deshalb habe ich mir ein Gebet zugelegt, dass mich daran erinnert, dass das Licht der Welt selbst in der finstersten Dunkelheit alles erleuchten kann.

Hier bin ich. Schließe die Augen vor der Dunkelheit und lass sie dunkel sein.

Hier bin ich. Halte meine Hände auf in der Hoffnung, dass du mein Gott sie greifst.

Hier bin ich. Atme den Duft deines Geistes ein.

Hier bin ich. Spüre den Hauch deiner Kraft um mich herum.

Hier bin ich. Ich bin. Bin eins mit dir um mich, in mir und überall.

Ich bin dein Kind, gemacht in Liebe als Ebenbild deiner unfassbaren Herrlichkeit.

Und wenn ich die Augen öffne, ist die Dunkelheit zwar noch Dunkelheit,

und doch hat sie ihre dunkle Macht verloren, denn du, mein Licht, fliegst auf mich zu.

Bereit mich zu erhellen.

Bereit mir die ganzen wunderschönen hellen Sterne in meinem Leben zu zeigen.

Und gemeinsam erhellen wir die Nacht. DU, Ich und die ganzen Leuchtmomente. 

  

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Ohne Augen hört man besser

Ohne Augen hört man besser

Text und Bild von Birthe am 13. Mai 2022

Es ist 20:30 Uhr. Ich sitze im Bett. Mein Mann ist beim Fussballtraining und ich allein mit den Kids Zuhause.

Viel Zeit für mich gab es heute nicht. Umso mehr genieß ich jetzt die Ruhe für mich. Ich brauche diese Zeit. Zeit in der es nur um meine Bedürfnisse geht.

Ich lausche. Höre etwas aus dem Kinderzimmer. Offensichtlich schläft unser Ältester doch noch nicht.

Ich gehe etwas genervt rüber und sehe schon vom Flur aus, dass er das Licht angemacht hat.

„Warum grade heute?“ frage ich mich.

Ich öffne die Tür und mein Blick wandert zielgerade auf den bemalten Tisch und den Boden.

„Warum hast du das gemacht? Du weißt doch ganz genau, dass du das nicht darfst!“ sprudelt es aus mir heraus. Die Frustration und Verurteilung in meiner Stimme sind nicht zu überhören.

Er schaut mich an, sieht den Stress in meinen Augen und den Ärger in meiner aufgebauten Haltung.

Er ist ruhig. Sitzt einfach da, auf dem Rande seines Bettes. Ich wende den Blick ab. Ab von dem entstandenen Chaos, ab von dem, was mich ärgert, hin zu meinem Kind und lausche erneut.

„Tut mir leid, Mama.“ Er flüstert fast. „Ich brauche dich.“

Er braucht mich. Versteckt war dieser Satz in den vielen Bitten um Wasser, Musik, Gebet und dem wiederholten Zudecken im Vorfeld. Versteckt in dem aus Frust und Sehnsucht bemalten Tisch. Erst hörbar als ich meine Augen schloss, um meine Bedürfnisse zu vergessen und anfing ihm zuzuhören.

Wie gut, dass ich weiß, dass Gott nicht so lange braucht, um unsere versteckten Bedürfnisse zu erkennen. Wie gut, dass er uns oft schon zwei Schritte voraus ist und er unser Herz liest wie ein offenes Buch. Gut, dass er uns besser kennt als wir uns selber. Gut, dass seine Ohren immer offen sind und er sich nicht ablenken lässt. Für ihn gibt es nichts wichtigeres als dein Leben.

Gut, dass ich als Mutter von IHM lernen darf und er mich wachsen lässt.  

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Viel größer

Viel größer

Bild und Text von Birthe am 25. März 2022

Eine Küche voller Chaos.

Ich, zwischen Snacktomaten, Toastbrot und Käse, dabei ein kleines Festmahl zu bereiten für meine zwei hungrigen Löwen.

Dem einen geht es nicht schnell genug. Er ruft nach Wasser.

Ich vertröste ihn, weiß ich doch ganz genau, dass in wenigen Minuten ein bunt gedeckter Tisch auf ihn wartet.

Er schreit: „Du hörst mich nicht.“

Ich sage: „Oh nein, ich höre dich, so warte nur.“

Er weint: „Warum hilfst du nicht?“

Ich versichere ihm: „Ich sehe dich und ich bin da. Hör du auf mich.“

Er haut auf den Tisch: „Du hast mich vergessen. Wo bist du nur?“

Seine Verzweiflung ist nun grenzenlos. Sein Blick reicht nur bis zu dem Tisch, der immer noch leer ist und kein Becher Wasser ist in Sicht. In seinem Kopf ist klar: „Mama hört mich nicht.“

Und plötzlich seh ich in all seinem Schmerz mich. Mich, in all den Momenten, wo ich auf meinen Knien flehend meine Stimme erhob und bitterlich betete.

Betete für SEIN Handeln, SEINE Nähe, SEIN Reden, nur ein winziges kleines Wort.

Doch ich bin klein. So klein wie eine Ameise vor einem unüberwindbaren grauen Berg, verzweifle ich blind vor mich hin.

Müsste ich doch nur genauer hinsehen. Dann würde ich erkennen, dass der Berg kein Berg ist, sondern die Gegenwart des Größten selbst. Ich würde erkennen, dass Gott die ganze Zeit da war. Wie ein riesengroßer grauer Elefant bei einer winzigen Ameise war er über mir, vor mir, neben mir und hinter mir.

JA, ER ist da! Das darfst du wissen. Aber wenn du Ihn das nächste Mal suchst, dann sei gewiss, dass er viel größer ist, als du vielleicht denkst und das sein Denken über deine Situation viel weiter ist, als deine Gedanken fliegen können.

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